Wenn Angehörige pflegebedürftig werden, sind Betroffene in der neuen Situation häufig überfordert. Auch wenn ein professioneller Pflegedienst die Versorgung unterstützt, entstehen für Angehörige neue Herausforderungen und Probleme, die verunsichern und überfordern können. Die Kranken- und Pflegekassen sind jetzt rechtlich dazu verpflichtet, kostenlose Pflegekurse anzubieten. Für die Teilnahme genügt das Interesse, eine konkrete Pflege- oder Betreuungssituation muss nicht vorliegen. Das hat den Vorteil, dass alle Menschen sich auch vorab auf eine potenzielle Pflegesituation einstellen und besser einschätzen können, was im Pflegefall auf sie zukäme.
Die Pflege eines Angehörigen kostet nicht nur Zeit, sondern verlangt auch praktisches Pflegewissen im Umgang mit Krankheiten, bei der Körperhygiene und Mobilisation. In den Pflegekurse werden Grundlagen der Pflege, praktische Anleitungen und Tipps für den Pflegealltag sowie hilfreiches Wissen über Krankheiten, gesunde und Haltung des Pflegenden sowie Rechte und Hilfen aus der Sozialversicherung zu Themen wie Pflegegrade, Verhinderungspflege und Familienpflegezeit behandelt. Individuelle Tipps und Beratungsgespräche runden die Kurse ab. Die Pflegekurse sollen so auch der Einhaltung eines allgemeingültigen Pflegestandards dienen. Nicht zu unterschätzen ist, dass Teilnehmer*innen auch lernen, als pflegender Angehöriger auf sich selbst zu achten und erfahren, wie Sie die körperlichen und seelischen Belastungen vermindern können.
Interesse als Zugangsvoraussetzung
Dabei reicht es, sich grundsätzlich beispielsweise auch als Ehrenamtliche*r für eine Pflegetätigkeit zu interessieren.
Das heißt: Sie können nicht nur einen solchen kostenlosen Pflegekurs besuchen, wenn Sie bereits einen pflegebedürftigen Angehörige*n oder Bekannte*n pflegen – Ihr Interesse an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit reicht für die Teilnahme bereits vollkommen aus. Grundlage der Pflegekurse bildet § 45 SGB XI. Hier heißt es: „Die Pflegekassen haben für Angehörige und sonstige an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interessierte Personen unentgeltlich Schulungskurse durchzuführen, um soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken, Pflege und Betreuung zu erleichtern und zu verbessern sowie pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen zu mindern und ihrer Entstehung vorzubeugen.“
Individuelle Pflegesituation berücksichtigen
Die Pflegekurse werden zu unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten. Je nach Krankheitsbild entstehen unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen. In Spezialkursen etwa zur Pflege von Personen mit Demenz, Schlaganfallpatienten, Personen mit multipler Sklerose oder zur Pflege von pflegebedürftigen Kindern kann der individuellen Situation begegnet werden. Die Pflegekurse werden von den Pflegekassen oder von ihnen beauftragten Anbietern wie den Volkshochschulen, AWO, Rotes Kreuz oder Caritas angeboten. Dies sind öffentlich veranstaltete Kurse für mehrere Teilnehmer*innen und ermöglichen neben dem fachlichen Input den Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen. Dieser Austausch kann sehr wertvoll und stützend sein und ist für sich schon ein Argument für einen Pflegekurs.
Pflegekurse Online
Es gibt auch Online-Kurse, die den Vorteil bieten, dass die Kursteilnehmer*innen jederzeit starten und sich mit den Kursinhalten zeitlich flexibel beschäftigen können, ohne das Haus verlassen zu müssen. Individuelle Beratung und die Beantwortung von Fragen durch Expert*innen geschehen hier über E-Mail. Die Krankenkassen bieten häufig selbst solche Online-Pflegekurse an; allerdings auch Verlage wie die Bibliomed Medizinische Verlagsgesellschaft mbH oder Internetgesellschaften auf curendo.de. Auch diese Kurse sind kostenfrei, es genügt die Angabe der Krankenversicherungskarte. Häufig können die Online-Kurse auch mit Präsenzkursen kombiniert werden.
Pflegeschulung in häuslicher Umgebung
Pflegeschulungen in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen bieten immense Vorteile: So kann die Fach- und Schulungskraft sehr individuell auf die speziellen Anforderungen eingehen und mit geschultem Auge in der Pflegesituation wichtige Tipps und Hinweise geben. Voraussetzung für eine Pflegeschulung zuhause ist allerdings, dass ein Pflegegrad vorliegt. Pflegedienste und Pflegefachkräfte bieten diese Schulung an, deren Kosten ebenfalls von den Pflege- und Krankenkassen übernommen werden.