Internationale Wochen gegen Rassismus – Frankfurts Antworten auf Diskriminierung

Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ sind bundesweite Aktionswochen der Solidarität mit den Gegner*innen sowie Opfern von Rassismus. Auch in der Stadt Frankfurt finden zahlreiche Initiativen gegen die alltägliche Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit statt. Eine Auswahl.

Motiv „Haltung zeigen“ / Internationalen Wochen gegen Rassismus

Rassismus, Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus, aber auch Altersdiskriminierung sind allesamt Formen des Ausdrucks von Menschenverachtung. So wertet Rassismus die Menschen aufgrund ihrer kulturellen Herkunft ab und teilt sie aufgrund ihrer vermeintlichen oder realen Herkunft, Hautfarbe, Sprache oder ethnischen Zugehörigkeit in verschiedene Gruppen ein und weist diesen unveränderliche, meist negative Eigenschaften oder Handlungen zu. Rassismus findet auch heute im täglichen Leben statt und erreicht die Betroffenen in ihrem Alltag. Als rechtsextrem gilt, wer antidemokratisch, verfassungsfeindlich und für ein autoritäres Regime ist. Meinungen von Rechtsradikalen stimmen in vielen Punkten mit denen Rechtextremer überein, sind nach Behördeneinschätzung jedoch noch im verfassungsgemäßen Rahmen. Und nicht zu vergessen, mit Menschenverachtung durch Benachteiligung und Ausgrenzung auf Grund des Alters können auch Senior*innen in unterschiedlichen Alltagssituationen konfrontiert werden.

Eintracht Frankfurt zeigt Haltung

Ob alt, oder jung, gebildet, schwul, männlich oder schwarz – um dieser Alltags-Diskriminierung entgegenzuwirken, veranstaltet die Stiftung gegen Rassismus seit 1995 alljährlich Internationale Wochen gegen Rassismus. Sie finden rund um den 21. März, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Rassendiskriminierung der Vereinten Nationen“, statt. Das diesjährige Motto der Veranstaltung vom 14. bis 27. März 2022, für die der hiesige Fußballverein Eintracht Frankfurt als Botschafter einsteht, lautet „Haltung zeigen“. Letzteres sei ein Prinzip, das sich der Verein Eintracht Frankfurt seit jeher auf die Fahne geschrieben habe, heißt es auf der Vereinsseite. Allein in der Mainmetropole leben Menschen aus rund 180 verschiedenen Nationen. Nicht weniger multikulturell gehe es in der Eintracht-Familie mit ihren über 96.000 Mitgliedern und über 50 Sportarten zu. Allein im Kader der Bundesligaprofis stehen Spieler aus über einem Dutzend Nationen. Für diese Haltung steht auch die Fanszene von Eintracht Frankfurt, die seit Jahrzehnten mit klaren Zeichen und entschlossenem Handeln für Integration und Vielfalt einsteht. Dies findet sich in zahlreichen Maßnahmen wieder, zuletzt im Rahmen der Aktion „United Colors of Frankfurt – Offen für alle Farben“. Ein Bekenntnis, das seit 1992 das Selbstverständnis der Frankfurter Fanszene prägt.

Und es gibt noch weitere zahlreiche Konzepte, Arbeitsgruppen und Programme, die sich mit der Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus sowie dem Schutz diskriminierter Gruppen in Frankfurt beschäftigen. So ergreift die Stadt Frankfurt präventive Maßnahmen auch in Kooperation mit externen Partnern, beispielsweise mit der Bildungsstätte Anne Frank und dem Jüdischen Museum Frankfurt. Auch das Amt für multikulturelle Angelegenheiten und das von ihm gegründete Ämternetzwerk gegen Extremismus sowie das Frauenreferat und die Mädchen-und Frauenprojekte sind weitere Bausteine der Präventions- und Aufklärungsarbeit der Stadt.

Preise gegen Rassismus

Letztere verlieh im Dezember 2020 im Zusammenhang mit dem „Aktionsplan gegen Rassismus und Rechtsextremismus(PDF-Download, 1,39 MB), erstmals den Anti-Rassismus-Preis. Mit der Integrationspreis-Verleihung 2020 hatte die Stadt Frankfurt gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten. Erstmals gab es keine so genannten lobenden Erwähnungen mehr, „sondern nur noch mit Geld dotierte Integrationspreise und einen neuen Anti-Rassismus-Preis“, heißt es auf der Homepage vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten dazu. Die Preisträger 2020 waren die „Bildungsstätte Anne Frank“, die „Huayin“ Chinesische Sprachenschule Frankfurt am Main, der Verein „infrau“ und die „Junge Akademie Frankfurt“. Auch die Initiative „frankfurt postkolonial“ wurde für ihre Antirassismus-Arbeit gewürdigt. Sie erhielten alle jeweils ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro.

Die Preisträger im Einzelnen: Als Bildungsinstitution setzt sich die Bildungsstätte Anne Frank seit Jahren gegen Rassismus, Diskriminierung und Rechtsextremismus ein. Sie fördert Jugendliche und junge Erwachsene, gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Die Huayin Chinesische Sprachenschule Frankfurt am Main setzt sich mit Sprachbildung und kulturellem Austausch für eine multikulturelle Gesellschaft ein. Die Schule bietet seit über 20 Jahren Kursangebote, um so die chinesische Sprache und Kultur in Frankfurt am Main zu stärken. Das Interkulturelle Beratungs- und Bildungszentrum für Frauen, Mädchen und Seniorinnen Infrau bietet eine Anlauf- und Informationsstelle sowie Freizeitangebote für Frauen und Mädchen. Integration und Teilhabe von Frauen und Mädchen sind seit jeher die übergreifenden Ziele des Vereins. Mit einem einjährigen Stipendienprogramm bietet die Junge Akademie Frankfurt alljährlich 30 Menschen Raum für Austausch zu verschiedenen Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Sie setzt sich für ein besseres Zusammenleben ein und baut Brücken in einer offenen, demokratischen Gesellschaft. Mit dem erstmalig verliehenen Preis für Antirassismus-Arbeit wurde die Initiative Frankfurt Postkolonial und ihre kritische Auseinandersetzung mit den lokalen Frankfurter Spuren der deutschen Kolonialgeschichte geehrt. Bei Stadtrundgängen thematisiert die Initiative den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit.

Koordinierungsstelle Anti-Rassismus

Im Rahmen des Aktionsplans des Dezernats für Bildung und Integration der Stadt Frankfurt wurde ebenso im Jahr 2020 auf Grund des rassistisch motivierten Anschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau, bei dem der Attentäter zehn Menschen und sich selbst erschoss, die kommunale „Koordinierungsstelle Anti-Rassismuseingerichtet. In Verantwortung von Azfar Khan ist sie seitdem Schnittstelle zwischen der Bevölkerung und der Stadtverwaltung und soll in der Mainmetropole Anti-Rassismus stärken und Diskriminierung abbauen. „Khans Aufgabe ist es auch, die Arbeit, die von vielen kleinen und großen Initiativen geleistet wird, sichtbarer zu machen, Schnittstelle zwischen der Zivilgesellschaft, der Stadtverwaltung und auch der Politik zu sein“, heißt es dazu in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ).

Auch das Amt für multikulturelle Angelegenheiten, kurz AmkA, das zum Dezernat für Integration und Bildung der Stadt Frankfurt am Main gehört, ist ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, die Ziele der alljährlich im März stattfindenden Aktionswochen gegen Rassismus vor Ort mit Leben zu erfüllen. Mit gemeinsam durchgeführten oder initiierten Diskussions- und Sportveranstaltungen sowie mit stadtweiten Plakataktionen ist es oftmals gelungen, Zeichen zu setzen und deutlich zu machen, dass Rassismus in Frankfurt am Main auf breiten gesellschaftlichen Widerstand trifft. So betreibt die AmkA beispielhaft ein Integrationskonzept mit dem Motto „Vielfalt bewegt Frankfurt“.

Frankfurt in der NS-Zeit

Haltung zeigt auch das Historische Museum mit gleich drei Sonderausstellungen zum Thema Frankfurt und der NS“, die seit dem 09. Dezember des letzten Jahres zu besichtigen sind. Die Ausstellungen mit dem Titel „Eine Stadt macht mit – Frankfurt und der NS“ und „Mit dem Stadtlabor auf Spurensuche im Heute“, enden am 11. September 2022. Die Ausstellung „Nachgefragt: Frankfurt und der NS“ endet am 23. April 2023. Einen Leitfaden für Erwachsene mit dem Titel „Wie mit Kindern über den NS sprechen“, kann man hier herunterladen (PDF-Download, 16,2 MB). „Im Zuge der Erarbeitung und Vorbereitung der Ausstellung „Nachgefragt: Frankfurt und der NS“ hat sich das Team des Jungen Museums intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie die Geschichte des Nationalsozialismus für eine junge Zielgruppe aufbereitet und dargestellt werden kann. In Gesprächen mit Eltern, Lehrer*innen und Fachkolleg*innen zeigte sich, dass auch junge Kinder nachfragen und Interesse an diesem Thema zeigen – auch wenn der NS in Deutschland nicht im Curriculum der Grundschule verankert ist. Mit diesem Leitfaden wollen wir der Unsicherheit und Befangenheit vieler Erwachsener, über dieses schwierige Thema zu sprechen, begegnen“, heißt es im Klappentext des Nachschlagewerks. Auf einer weiteren Webseite mit dem gleichen Titel „Frankfurt und der NS“ wird das Projekt vorgestellt, das erstmals als Gesamtschau die Ereignisse und Folgen der zwölf Jahre Nationalsozialismus in Frankfurt versucht zu beschreiben. Hier erhält man unter anderem Informationen zu Initiativen und Kooperationspartnern, als auch zum umfangreichen Veranstaltungskalender.

Gegen rechte Parteien und Organisationen

Die bundesweite Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“ wird selbstverständlich auch in Frankfurt unterstützt. Eine Beschreibung der Kampagne sowie die Kontaktdaten der Stadtteilinitiativen, AgR RheinMain/Frankfurt und AgR Frankfurt-Nordwest, findet man hier. Die Kampagne wurde von Vertretern verschiedener Organisationen, Gewerkschaften, Parteien und Verbände gegründet. Neben vielen lokalen Akteur*innen und Einzelpersonen sind unter anderem Attac, die Grünen, Jusos, Naturfreunde, Linke, VVN-BdA, interventionistische Linke, die IG-Metall, DGB-Jugend, ver.di und der Zentralrat der Muslime am Bündnis beteiligt. Auch am 19. März, dem Internationalen Aktionstag gegen Rassismus, will die Initiative gegen Ausgrenzung, Stigmatisierung, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Antiziganismus und jede andere Form von Rassismus demonstrieren. Dabei gehe es auch darum, den Kampf gegen Rassismus mit dem Kampf gegen Faschismus zu verbinden, denn extrem rechte Parteien und Organisationen würden in vielen Ländern eine ernsthafte Bedrohung darstellen, heißt es abschließend.

Kontakte:

Stiftung gegen Rassismus
Goebelstraße 21a
64293 Darmstadt
Tel: 06151 / 339 971
E-Mail info@stiftung-gegen-rassismus.de

Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA)
Mainzer Landstraße 293
60326 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 212 415 15
E-Mail: amka.info@stadt-frankfurt.de

Historisches Museum Frankfurt
Saalhof 1
60311 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 212 355 99
E-Mail: info@historisches-museum-frankfurt.de

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) e. V.
Bundesvereinigung
Magdalenenstr. 19
10365 Berlin
Tel: 030 / 555 790 832
E-Mail: bundesbuero@vvn-bda.de

Text: Michael Baur (mba)
März 2022

Gefördert aus Mitteln der Stadt und des Jobcenters Frankfurt am Main.

 

© - seniorenagentur-frankfurt.de