Einsamkeit in Zeiten von Corona

Oft richtet sich der Blick beim Thema Einsamkeit auf ältere Menschen. Menschen ohne Familie oder Freunde. Doch das Gefühl, sich einsam zu fühlen, kennen auch jüngere Menschen, die mitten im Leben stehen. Und da macht es keinen großen Unterschied, ob man in einer Großstadt oder auf dem Land lebt. Einsamkeit nimmt keine Rücksicht auf Alter oder Herkunft, sie kann jeden Menschen betreffen.

Aber was ist Einsamkeit überhaupt? Einsamkeit darf nicht mit „alleine sein“ verwechselt werden. Alleine sind wir dann, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Das heißt nicht automatisch, dass es uns dann schlecht geht und wir uns einsam fühlen – im Gegenteil: Viele Menschen nehmen sich bewusst Zeit für sich alleine, um dem Trubel des Alltags zu entgehen und ein wenig Ruhe zu haben. Alleine sein ist demnach ein objektiver Zustand. Einsamkeit ist hingegen ein subjektiver Zustand. Einsamkeit fühlt sich schmerzhaft an und geht oft mit Traurigkeit und einem Gefühl von Kontrollverlust einher.

Jetzt, wo seit Januar 2020 das Covid-19-Virus in unsere Welt Einzug hält, ist das Thema und die Problematik der Einsamkeit noch größer geworden. Die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie bedeuten für viele Menschen in unserer Gesellschaft ein zusätzliches Maß an Einsamkeit. Durch die Isolierung konnten wir nicht mehr wie sonst unsere realen Kontakte pflegen oder am Kulturleben teilnehmen. Wir wurden also physisch und psychisch dermaßen eingeschränkt, dass bei vielen Menschen nicht nur das Empfinden der Einsamkeit verstärkt wurde, sondern auch die Problematik einer Depression aufkam. Für viele Menschen sind Quarantäne und Isolation ein exzessiver Einschnitt in das Leben und somit auch in das Wohlbefinden.

Einsamkeit kann krankmachen! Einsamkeit und psychische Gesundheit werden zunehmend zu einem Problem in der Pandemie.

„Alles, was kein Ende hat, ist schwieriger auszuhalten“. (Tatjana Rechhart, Psychaterin und Coach)

Dadurch ist dauerhaft das Stresszentrum aktiv und im Gehirn werden Botenstoffe ausgesendet, die auf Dauer Veränderungen auslösen – zum Beispiel Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen. Einsamkeit wird eben nicht durch die Anzahl der Kontakte eines Menschen definiert, sondern stellt die Diskrepanz zwischen seinen Bedürfnissen und den tatsächlichen Kontakten dar. Einsamkeit ist eine Stresssituation und lässt unser Immunsystem herunterfahren und das macht auf Dauer krank!

Gemeinsam gegen Einsamkeit

Deshalb ist es wichtig, dagegen etwas zu tun – auf gesellschaftlicher, aber auch auf individueller Ebene. Eine Struktur schaffen, sich Projekte vornehmen, den Balkon begrünen, wenn man nicht raus kann. Aber man kann einsamen Menschen auch nicht einfach sagen, sie müssen sich jetzt zusammenreißen – das Thema ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die umgesetzt werden muss.

 

Tipps zum Umgang mit Einsamkeit in der Corona-Krise

Auf einem anderen Weg Kontakt halten.

Wenn wir uns real nicht sehen können, gibt es aber auch andere Möglichkeiten Kontakt mit jemanden aufzunehmen. In unserem heutigen digitalen Zeitalter macht man das z. B. mit Messanger Diensten wie WhatsApp, Telegramm oder Skype. Dort kann man sich nicht nur hören, sondern auch über die Videochat-Funktion sehen. Man kann auch einander Fotos oder Dateien schicken. Jedoch sollte man den klassischen Brief oder das Telefon nicht vergessen. Denn gerade diejenigen, die jemanden nicht über digitale Medien kontaktieren können, bleiben über diesen Weg mit anderen in Kontakt.

Achten Sie auf Ihre Mitmenschen!

Es gibt sicherlich Kontakte, die Sie in der letzten Zeit vernachlässigt haben. Diese könnten Sie z. B. wieder kontaktieren und den Kontakt regelmäßig aufrechterhalten. Dann gibt es vielleicht Mitmenschen in Ihrem Umfeld, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Diese freuen sich bestimmt auf etwas Zuwendung oder Hilfe beim Einkaufen.

Selbst um Hilfe bitten.

Wenn Sie befürchten zu vereinsamen oder schon unter Einsamkeit leiden, dann zögern Sie nicht, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Auch wenn Sie Einsamkeit für ein Tabuthema halten – fürchten Sie sich nicht, nach Hilfe zu fragen. Denn für Einsamkeit braucht sich niemand zu schämen und es ist auch kein Zeichen von Schwäche. Deswegen: Sprechen Sie über Ihre Gefühle mit Menschen, denen Sie vertrauen. Nur wenn Ihre Mitmenschen wissen, wie es Ihnen geht, können sie Ihnen auch gut helfen. Wenn Sie niemanden haben oder sehr stark unter Einsamkeit leiden, dann können Sie auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Professionelle Hilfe suchen!

Unabhängig von Ihrem Alter, Ihrem Geschlecht, Ihrer Bildung oder Ihrem Einkommen können auch Sie in eine psychische Krise geraten. Eine akute Krise beinhaltet den Verlust des inneren Gleichgewichts – zum Beispiel, wenn sie mit Situationen oder Lebensumständen konfrontiert werden, die sie gerade nicht bewältigen können, weil ihre gewohnten Verhaltensstrategien nicht mehr greifen. Der beste Ratschlag und einziger Weg in dieser Situation ist die Suche nach einer professionellen Hilfe. Dies gilt ganz besonders dann, wenn in einer entsprechenden Krisensituation eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt (z. B. Aggression, die sich gegen sich oder Andere richtet oder eigene lebensmüde Gedanken). Zögern Sie in solchen Situationen bitte nicht, den ärztlichen Bereitschaftsdienst (bundesweit Tel: 116 117) oder den Rettungsdienst (bundesweit Tel: 112) zu verständigen. Dort wird Ihnen umgehend geholfen!

An wen kann man sich noch wenden?
Telefonseelsorge:

  • https://www.telefonseelsorge.de/ oder 0800 / 111 0 111, 0800 / 111 0 222
  • Silbernetz – speziell für ältere Menschen, die sich einsam fühlen:
    https://www.silbernetz.org/ oder 0800 / 4 70 80 90
  • de: Nachbarschaftshilfe
  • Hausärzte (bei schwereren psychischen Problemen)
  • Ärztlicher (psychiatrischer) Bereitschaftsdienst (bundesweit Tel: 116 117)

Wird die Corona Krise weiterhin zu mehr Einsamkeit führen?

Da während der Corona-Pandemie Kontaktbeschränkungen oder der Aufruf Zuhause zu bleiben Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus sind, aber viele Menschen sich in dieser Situation mehr Kontakte und körperliche Nähe wünschen, kann eine chronische Einsamkeit aus diesen momentanen Gefühlen entstehen – besonders wenn die Kontaktbeschränkungen über mehrere Wochen oder Monate anhalten. Wir müssen damit rechnen, dass davon besonders Menschen betroffen sind, die alleine leben, schon vorher wenige soziale Kontakte hatten und keinen Zugang zu digitalen Medien haben, über die sie ihre Kontakte weiter pflegen können. Diese Kriterien treffen besonders – aber nicht nur – auf viele ältere Menschen zu, die damit besonders gefährdet sind. (pis)

 

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